Der Feensammler von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 14: ------------ John war nicht mehr alleine. Um ihn herum liefen Kollegen, fotografierten, sammelten, schrieben auf. Er selbst versuchte immer noch die Tragweite seiner Entdeckung zu begreifen. Es war nicht sein erster Serienmord, aber es war das erste Mal, dass so viele Leichen auf einen Schlag gefunden wurden und dass es Kinder waren. „John! Endlich haben wir die Kinder wieder. Wie geht es dir?“ Sein Chef kam auf ihn zu und legte freundschaftlich eine Hand auf seine Schulter. „Es ging schon besser und dein Endlichkann ich nicht so übernehmen. Das ist das schlimmste Szenario gewesen, was möglich war. Ich hätte mir gerne einen anderen Ausgang gewünscht.“ „Ja, das kann ich verstehen, John. Aber mit ein wenig Glück finden wir jetzt Hinweise auf den Täter. Das weißt du doch. Bei einem Mord ist das wichtigste die Leiche zu finden. Sie kann einem viele Fragen beantworten.“ „Mir wäre eine einfache Entführung trotzdem lieber gewesen.“ „Ja, klar, aber jetzt können auch die Eltern damit abschließen. Sie können ihre Kinder beerdigen.“ „Man merkt, dass du solche Botschaften noch nicht oft überbracht hast. Wirklich schön ist es, wenn man die Kinder lebendzu ihren Eltern zurück bringt. Das daist eine Katastrophe! Wir haben in unserem Umfeld einen Mörder, der dreizehn Kinder entführt und getötet hat. Er hat sie sogar hier platziert und wir haben sie nicht gefunden. Das... das...“ „John, ich weiß. Klar, ich könnte dir all diese Vorwürfe machen, doch das würde nichts bringen. Es ist ein gewaltiges Versagen, aber wir hatten diesen Wald nicht auf dem Schirm. Er ist so abseits von all den Geschehnissen. Woher hättest du wissen sollen, dass er die Kinder hierher bringt?“ „Ich weiß... aber... ich hätte ihn früher durchsuchen müssen.“ „Vorwürfe bringen uns jetzt nicht weiter. Wir müssen den Kerl jetzt schnappen, bevor er erneut zuschlägt. Darum, sei mir nicht böse, John, aber ich werde dich von dem Fall abziehen und eine Sonderkommission eröffnen, die sich vor allem mit Serienmördern auskennt. Für dich finden wir schon einen anderen Fall, aber dasist zu groß für dich.“ „Nein! Ich will diesen Kerl schnappen! Jetzt laufe ich ihn schon so lange hinterher und endlich komme ich ihm näher, dann willst du mich von dem Fall abziehen! Vergiss es! Ich will Teil der Kommission sein!“ „John, das ist zu groß für dich. Du bist jetzt noch ganz blass. Solch einen Fall hattest du noch nie. Ich will nicht, dass du mir darunter zerbrichst.“ „Ich schaff das schon.“ „Da bin ich mir nicht so sicher. Du hast dich hier erbrochen und wer weiß, ob das nicht nur die Spitze des Eisberges ist. Ich habe Leute, die kommen mit solchen Fällen viel besser klar. Haben Erfahrung in sowas. Stecken das leichter weg.“ „Nein, bitte. Ich will dem Kerl gegenüber stehen und ihm Handschellen anlegen. Lass mich die Jagd zu ende führen. Ich brauchedas für mich. Bitte, ich verlange ja gar nicht, dass ich alleine weitermache, aber ich will ein Teil davon sein.“ „Ach, John. Ich habe Angst um dich. Du wärst mir schon einmal beinahe an einem Fall zerbrochen.“ „Ich werde vorsichtig sein und wenn ich merke, dass es zu viel für mich wird, dann ziehe ich mich zurück, okay? Aber bitte, gib mir wenigstens die Chance es zu versuchen.“ „Du bist zu ehrgeizig um deine eigenen Grenzen zu sehen. Das wissen wir beide.“ „Ich kann es dir nur versprechen, dass ich rechtzeitig auf die Bremse drücke. Entweder du glaubst mir oder nicht. Aber ich willdiesen Fall unbedingt beenden.“ Der große, bullige Kerl seufzte schwer und wirkte auf einmal schwach und niedergeschlagen. Er sah noch einmal auf die Leichen der Kinder, die nach und nach eingepackt wurden. Stück für Stück verwandelte sich dieser Ort wieder in eine normale Lichtung zurück auf der niemals solch eine Grausamkeit geschehen könnte. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache und meine Intuition hat mich noch nie enttäuscht. Aber ich kenne dich auch gut genug, um zu wissen, dass du auch ohne meine Erlaubnis weiter an dem Fall arbeiten wirst, John. Daher werde ich dir einen kleinen Babysitter zur Seite stellen, der aufpasst, dass du dich nicht übernimmst.“ Ein Babysitter? Hatte sein Chef nicht mehr alle Tassen im Schrank? John brauchte so etwas nicht und so holte er schon Luft um zu protestieren, doch sein Vorgesetzter ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Nur unter dieser Bedienung darfst du weiter an dem Fall arbeiten. Entweder du akzeptierst es oder du wendest dich einen neuen Verbrechen zu. Diese zwei Möglichkeiten hast du. Wie willst du dich entscheiden?“ John biss sich auf die Lippen und schluckte dann all seinen Ärger hinunter. Er wollte diesen Spinner schnappen und ihm zeigen, dass er nicht perfekt war. Niemals würde er mit diesem Gewaltakt ungeschoren davon kommen. Dafür würde John sorgen und wenn dies bedeutete, dass er einen kleinen Aufpasser bekam, dann würde er wohl in den sauren Apfel beißen müssen. Auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Er hasste es, wenn man ihm einen Babysitter zuteilte. Da kam er sich immer unfähig vor. „Ich will nur verhindern, dass sich die Geschichte von vor fünf Jahren wiederholt, John. Das ist meine einzige Ambition dahinter. Ich weiß, dass du gut bist, aber du übersiehst in deinem Wahn gerne deine eigenen Grenzen und daran soll dich dieser Kollege dann wieder erinnern. Mehr nicht.“ Noch einmal schluckte John den Ärger hinunter und nickte dann. Wenn dies der Preis war, den er für den Fall zahlen musste, dann würde er das tun. Denn dieser Penner gehörte ihm. Ihm ganz alleine… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)